Immobilien & Nachhaltigkeit

Grosse Hebel - grosse Herausforderungen

von Sankt Plus

Im Thema Immobilien treffen sich vielfältige Herausforderungen unserer Gesellschaft: Der Umstieg auf erneuerbare Energien, das wirtschaftliche Umfeld mit steigenden Zinsen und Inflation, der demografische Wandel und das Bevölkerungswachstum. Wie bringen wir das alles unter einen Hut? Dieser Frage ging die Auftaktveranstaltung von Sankt Plus. am 9. November 2023 nach.

Im ersten Teil gaben Eric Schirrmann, Geschäftsführer Stiftung Hausen und Wohnen, und Lars Willi, Geschäftsführer InVite AG, einen Überblick über relevante Trends und deren Einfluss auf die Branche. Zwei Themen beschäftigten besonders: der Einfluss des demografischen Wandels auf die Immobilien-Branche sowie alternative Finanzierungsmodelle, die Wohneigentum weiterhin auch für eine breite Gesellschaftsschicht ermöglichen sollen.

Eric Schirrmann und Lars Willi am Event von Sankt Plus
“Im Mittelpunkt sollen die Bedürfnisse der Menschen stehen. Um diese müssen sich die Gespräche der verschiedenen Parteien drehen, damit bedarfsorientierte Lösungen entstehen." (Eric Schirrmann)

Wohneigentum ist für viele Menschen unbezahlbar geworden. Darum steigt das Interesse an Genossenschaften und innovativen Finanzierungsmodellen wie beispielsweise Mietkaufoptionen, Zwischennutzungen und Crowdinvesting, die frischen Wind in die Branche bringen. Das bestätigt auch Lars Willi, der mit InVite AG einen neuen Finanzierungsansatz für Wohneigentum entwickelt hat.

Einfluss des demografischen Wandels auf Immobilien

Umfragen bestätigen den Wunsch älterer Menschen, möglichst lange unabhängig zu Hause zu leben. Die Herausforderung besteht darin, die bestehende Bausubstanz an diese Bedürfnisse anzupassen. Beispielsweise wohnen 80% der über 65-Jährigen in Gebäuden, die vor 1990 erbaut wurden und oft nicht barrierefrei sind. Hier kommt der Wohnungswirtschaft eine entscheidende Rolle zu, entsprechender Wohnraum zur Verfügung zu stellen - und zwar nicht nur in (teuren) Ersatzneubauten, sondern auch im Bestand.

Zusätzliche Überlegungen nehmen eine noch breitere Perspektive ein: In Pilotprojekten in Zug, Basel oder Bern tauschen Menschen ihr Heim und helfen sich so, passend zu ihrer Lebenssituation eine geeignete Immobilie zu finden. Solche Projekte helfen, Wohnraum zu finden, der die baulichen, finanziellen und sozialen Bedürfnisse bzw. Möglichkeiten der Parteien berücksichtigt.

Ausgewogenheit als Ziel: Sozial nachhaltige Immobilienportfolios

Joelle Zimmerli am Event von Sankt Plus
“Schlechte Resultate bei der Evaluation vom Portfolio sollen auf keinen Fall zu einer Desinvestitionsstrategie führen, sondern zur Verbesserung des Gebäudebestands.”

Wie diese soziale Nachhaltigkeit systematisch in grösseren Immobilienportfolios erfasst und eingeschätzt werden kann, präsentierte Dr. Joëlle Zimmerli, Gründerin und Geschäftsführerin der Zimraum GmbH. Ein Kriterien-Set mit messbaren Kennzahlen sowie eine Checkliste mit weichen Faktoren ermöglicht eine einfache Evaluation eines Portfolios.

Hinter dem Instrument steckt das Ziel, Portfolios gesamthaft zu betrachten und dafür zu sorgen, dass diese unterschiedliche Gesellschaftsgruppen (z.B. Einkommen, Alter, Lebenssituation) und deren Bedürfnisse angemessen berücksichtigen. Das soll dazu führen, dass Investoren mehr soziale Verantwortung übernehmen. Im Gegensatz zur ökologischen Nachhaltigkeit, wo die Ziele in eine klare Richtung weisen, geht es bei den sozialen Aspekten um Ausgewogenheit. Verbände und Interessierte, die das Instrument für ihr Portfolio testen möchten, melden sich direkt bei Joëlle Zimmerli.

Klimaneutrales Wohnen und bezahlbarer Wohnraum: Wie kann beides gelingen?

Alexander Scheidegger am Event von Sankt Plus
“Rund 10% der Einwohner:innen der Schweiz finden ihre aktuelle Wohnung zu gross. Wenn wir gemeinsam attraktive Lösungen entwickeln, damit diese Zielgruppe auf weniger Fläche wohnen kann, wird gleichzeitig die Wohnungsknappheit, die Treibhausgasemissionen

Alexander Scheidegger vom Institut für Modellbildung und Simulation an der Ostschweizer Fachhochschule OST widmete sich dem Schnittpunkt von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit.

Knapp eine Million Gebäude in der Schweiz werden heute noch mit fossilen Brennstoffen geheizt. Es stehen grosse Investitionen an, die zu drei Viertel durch Kleininvestoren und Private getragen werden müssen. Und: Um das Ziel der Dekarbonisierung zu erreichen, müssten 84 Prozent der heute 340'000 Angestellten im Bausektor ausschliesslich an energetischen Sanierungen arbeiten. Das wird nicht leist- und finanzierbar sein.

Darum wird sich die Denkweise verändern müssen: Weg von reinen Ersatzneubauten hin zur Frage, was unbedingt nötig ist, um die Öl- oder Gasheizung zu ersetzen. Nur so wird es möglich sein, die ökologische Wende zu schaffen und gleichzeitig der sozialen Nachhaltigkeit (siehe oben) von Immobilien gerecht zu werden.

Wie macht man das?

Wer Antworten auf diese Frage kennt, meldet sich doch bei Sankt Plus. Die Anwesenden der Veranstaltung im Leo &Co Coworking Space waren sich einig, dass Dialog und der Einbezug der verschiedenen Perspektiven ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist, um über kreative und neuartige Lösungen die angestrebte Zukunft Schritt für Schritt zu gestalten.

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